KANOTIX Dragonfire mit LXDE

Durch die Beschäftigung mit Lubuntu und Arch Linux im Allgemeinen und LXDE im Besonderen lernte ich die Vorteile eines schlanken Systems mit einer schlanken Benutzeroberfläche kennen und schätzen.Diese Vorteile wollte ich mit KANOTIX Dragonfire kombinieren, das eigentlich mit KDE kommt und meiner Meinung nach auch noch eine äußerst stabile und leicht zu pflegende Distribution ist. Die Scripte, mit denen der Meister im IRC den Bot füttert, erleichtern mir die Arbeit mit dem System ungemein.

So machte ich mich also daran, KDE zu entfernen und LXDE zu installieren. Das klappte auch sehr gut, und nach kurzer Zeit sah die Oberfläche der von Lubuntu schon täuschend ähnlich. Allerdings konnte dieses KANOTIX bei der Geschwindigkeit des Bootvorgangs überhaupt nicht mithalten. Arch war hier mit handgestoppten 21 Sekunden der Sieger, gefolgt von Lubuntu mit 25 Sekunden. KANOTIX landete weit abgeschlagen bei 45 Sekunden. Da musste also noch einiger Ballast im System herum oxidieren…

Unlängst stieß ich auf eine sehr interessante Homepage. Der Macher favorisiert schlanke Systeme mit schlanker Benutzeroberfläche und nutzt dazu die Debian-Netzinstallation. Seine Anregungen habe ich auch bei der Konfiguration des Desktops von Arch Linux und KANOTIX genutzt. So keimte in mir die Idee, ebenfalls die Debian-Netzinstallation zu verwenden und ein Grundsystem ohne grafische Oberfläche zu installieren, denn nach meinen Erfahrungen mit Arch traute ich mir das unbedingt zu.

Die Installation von Debian – wegen Dragonfire musste es Debian wheezy sein – war kein Problem und auf der schon erwähnten Homepage sehr gut beschrieben und bebildert. Der Installer bietet eine grafische Oberfläche zur Installation an, was ich aber ablehnte. Bei der Gelegenheit änderte ich die Partitionsgrößen, denn ich hatte KANOTIX üppige 30 GB für die root-Partition spendiert. Ich reduzierte die Größe auf 15 GB, wobei zehn auch gereicht hätten.

Ich hatte jetzt also ein nacktes Debian, aber noch kein KANOTIX. Dazu brauchte ich erst einmal die passenden Paketquellen.

wget http://kanotix.com/files/dragonfire/sources.list
$ su
# cp sources.list /etc/apt/
# apt-get update

Jetzt gab es die Meldungen über diverse fehlende Schlüssel, was an der Stelle völlig normal ist. Das klärte ich mit

# apt-get install acritox-keyring acritox-archive-keyring
# wget -O - http://kanotix.com/files/hellfire/Kanotix.gpg | apt-key add -

Jetzt waren alle Schlüssel importiert und ich konnte loslegen.

# apt-get update && apt-get dist-upgrade

Die Aktualisierung ging sehr schnell, da die Debian-Netzinstallation erstens nur das Grundsystem enthält und zweitens ein recht aktueller Schnappschuss ist.
Jetzt war es an der Zeit, mir eine grafische Oberfläche anzuschaffen, denn damit würde das weitere Arbeiten angenehmer.

# apt-get install slim alsa-base lxde obmenu obconf xserver-xorg-video-nouveau xorg

slim ist ein schlanker Login-Manager ohne Schnickschnack, alsa-base wird für das Soundsystem gebraucht; lxde, obconf und obmenu bilden die Oberfläche, und damit ich auch etwas sehen kann am Bildschirm, brauche ich den X-Server und einen passenden Grafiktreiber. Der Neustart verlief wie erwartet, ich landete im Login-Manager. Flugs das Terminal geöffnet:

$ su
# apt-get install xchat

Xchat brauche ich für den IRC #kanotix, um mir die weitere Arbeit etwas zu erleichtern. Es werkelte ja noch der originale Debian-Kernel unter der Haube, der sollte ersetzt werden. Für den Dragonfire-Kernel muss ich im IRC nur !kernel-df eingeben und die darauf folgende Antwort ins Terminal kopieren:

# apt-get install --yes linux-image-extra-3.5.0-17-generic linux-headers-3.5.0-17-generic

Neustart. Der Kernel macht sein Ding. Terminal auf und xchat starten, und weiter geht es mit wine. Ich brauche das für das ELSTER-Formular (das gibt es leider nicht für Linux) und für das Flatcast-Plugin, um einem bestimmten Radiostream mit integriertem Chat folgen zu können. Auch hier hilft mir der Bot. Ich brauche zuerst noch zusätzliche Paketquellen, die bekomme ich mit !exp:

# printf 'deb http://ftp.de.debian.org/debian experimental main contrib non-free\ndeb-src http://ftp.de.debian.org/debian experimental main contrib non-free\n' > /etc/apt/sources.list.d/experimental.list;apt-get update

Jetzt kann ich wine installieren, der Bot liefert auf !wine-unstable

# apt-get remove --purge --yes $(dpkg -l|awk '/wine/{print $2}'|grep -v libkwine) && dpkg --add-architecture i386 && apt-get update && apt-get install --yes wine-unstable libwine-alsa-unstable:i386 libwine-gl-unstable:i386 winetricks

So geht es weiter, Schritt für Schritt:
Libreoffice? Bitteschön: !lo. GoogleEarth? Erledigt !ge
Für Gimp 2.8 brauche ich den Bot nicht, das schaffe ich auch so:

# apt-get install gimp

Webbrowser und E-Mail-Client sind auch nicht zu verachten.

# apt-get install iceweasel iceweasel-l10n-de icedove icedove-l10n-de

Skype hat ein wenig gehakelt. Die Installation ist normalerweise einfach. Man lädt das passende Paket von der Homepage, hier mit „Ubuntu 12.04 (multiarch)“ bezeichnet. Bei mir landet es im Ordner „Downloads“. Im Terminal muss ich dann nur

# dpkg -i ~/Downloads/*.deb

eingeben, falls es das einzige .deb-Paket in diesem Ordner ist. Anderenfalls müsste ich den kompletten Namen angeben.
Das Paket konnte leider nicht eingerichtet werden, da es noch unerfüllte Abhängigkeiten gab, d.h., es fehlten noch Pakete, die zum Betrieb von Skype unerlässlich sind. Hier half

# apt-get -f install

Nach und nach füllte sich so das Menü mit den für meine Ansprüche notwendigen Programmen. Ich konnte also nun am Aussehen feilen. Da hatte ich genügend Erfahrungen gesammelt, so dass das sehr schnell ging. Die nötigen Konfigurationsdateien, Icons und Themen kopierte ich einfach über den Dateimanager aus den Ordnern von Lubuntu und Arch.
Et voilá:

kanotix-lxde

Dabei merkte ich, dass der Prozessor die gesamte Zeit im hohen Gang fuhr. Beim Debian-Kernel wurde die Taktfrequenz skaliert, also den Erfordernissen angepasst. Hier jedoch passierte das nicht. Dafür musste es eine Lösung geben. Ich fand sie:

# apt-cache search cpu freq
# apt-get install cpufrequtils

Jetzt läuft das System rund und schnell. Inklusive VirtualBox belegt es im Moment rund 5 GB.
Und was ist jetzt mit der Zeit, die es von der Auswahl im Grub-Menü bis zur arbeitsbereiten Oberfläche benötigt?

Es hält mit Lubuntu mit! Auch sonst sind die Werte bezüglich Speicherverbrauch und Prozessorauslastung vergleichbar.

Meine persönlichen Daten sind längst zurück auf der Platte, und ich habe Zeit, die Oberfläche nach und nach mit KANOTIX-Accessoirs auszustatten…

logout-kanotix-lxde